Verein der Eisenbahnfreunde und Modelleisenbahner "Friedberg Suhl" und Umgebung e.V.

125 Jahre Eisenbahn in Suhl


125 Jahre Eisenbahn in Suhl

Im Dezember 1882 erfolgte die Eröffnung des Streckenabschnittes Grimmenthal - Suhl, als erstem Teil der im Bau befindlichen Eisenbahnstrecke durch den Thüringer Wald nach Plaue. Das heißt, vor 125 Jahren wurde die Stadt Suhl an das deutsche Eisenbahnnetz angebunden.

Das soll Anlass sein, nachfolgend einige Fakten zur Entstehung und Entwicklung der Bahnlinie Plaue - Ritschenhausen im Allgemeinen und zur Geschichte des Bahnhofes Suhl im Besonderen darzulegen.

Ende des 19.Jahrhunderts stellte der Thüringer Wald noch immer eine natürliche Grenze zwischen den Schienennetzen im Norden und Süden Deutschlands dar.
Nördlich des Gebirges war seit 1847 die Hauptbahn von Halle über Erfurt nach Eisenach in Betrieb. Über die 1858 eröffnete, und südlich des Gebirges verlaufende Werrabahn bestand über Meiningen Anschluss nach Lichtenfels, und damit an das bayerische Netz. Dieser Anschluss nach Bayern bestand auch in Meiningen über die seit 1874 in Betrieb befindliche Strecke nach Schweifurt. Aber die direkte Verbindung über den Thüringer Wald fehlte.
Als Lösung bot sich die Schließung der bestehenden Lücke zwischen Plaue und Grimmenthal an. Zum besseren Anschluss in Richtung Bayern nahm man auch eine Verbindung zwischen Grimmenthal und Ritschenhausen in die Planung auf.
Nachdem die verschiedenen Interessenlagen der im Streckenverlauf liegenden thüringer Kleinstaaten durch preußische Einflussnahme abgebaut werden konnte, begannen am 23.06.1879 die Vorarbeiten für die Bahnstrecke. Die eigentlichen Bauarbeiten begannen 1881.
Als erstes wurde der Abschnitt Grimmenthal - Suhl fertig gestellt. Seine Eröffnung erfolgte am 20.12.1882
Nach der Fertigstellung des Brandleitetunnels konnte am 01.08.1884 die gesamte Strecke dem Betrieb übergeben werden.
Suhl war zunächst nur ein kleiner Zwischenbahnhof mit einem einstöckigen Flachbau als Stationsgebäude. Erst im Jahr 1911 wurde das heute noch existierende, repräsentative Empfangsgebäude eingeweiht.
1911 wurde Suhl mit der Eröffnung der Strecke nach Schleusingen zum Bahnknotenpunkt. Die schleusinger Strecke blieb aber stets eine Nebenbahn mit geringer Bedeutung. Den Gegensatz bildete die Hauptstrecke Erfurt - Schweinfurt. Diese erlebte als Teil der kürzesten Bahnverbindung aus Berlin in den Südwesten Deutschlands in den Jahren bis 1945 einen stetigen Aufschwung.

Auch der Bahnhof Suhl nahm an dieser Entwicklung teil. Umfangreiche Güteranlagen wurden errichtet, um die zahlreichen Industriebetriebe mit Rohstoffen zu versorgen. Auch der Versand der Fertigprodukte erfolgte zum größten Teil per Bahn. Auch die Beschäftigten der Betriebe nutzten für den Weg zur Arbeit die Bahn, was zu Erweiterungen der Reiseverkehrsanlagen zwang.

Zeugnis dieser Verkehrsentwicklung ist wohl die Eröffnung des Bahnhofs der Simsonwerke (Suhl-Heinrichs) im Jahr 1927. Die Arbeiter erhielten so quasi einen Halt "vor dem Werktor". Außerdem banden hier eine umfangreiche Gleisanlage der Simsonwerke an das Netz der Reichsbahn an.

Im Ergebnis des 2. Weltkrieges wurde 1945 die Hauptstrecke zwischen Thüringen und Bayern unterbrochen. Sie verlor damit an Bedeutung im internationalen Verkehr. Für die Region dagegen nahm die Bedeutung eher noch zu. Gab es doch zur Versorgung der südlich des Thüringer Waldes gelegenen Gebiete der DDR (Bezirk Suhl) nur zwei leistungsfähige Bahnlinien.

Neben zahlreichen Personenzügen nach Meiningen verkehrten im Jahr 1982 Schnellzüge z.B. nach Görlitz, Berlin, Cottbus (-Krakow) und Stralsund. Sie alle hielten in Suhl. Zusätzlich passierten täglich 24 Güterzüge den Bahnhof.

Bereits kurz nach der 1989 erfolgten Wende kamen erste Gedanken auf, mit dem Lückenschluß zwischen Rentwertshausen und Mellrichstadt die alte Verbindung zwischen Bayern und Thüringen wieder herzustellen. Der"Lückenschluss" wurde schließlich am 28.09.1991 gefeiert.

Die mit ihm verbundenen Hoffnungnen im Fernreiseverkehr erfüllten sich nicht. Die Wiederaufnahme des internationalen Schnellzugverkehrs war von vorn herein nicht zu erwarten. Aber auch die zunächst zwischen Würzburg und Berlin verkehrenden Schnellzüge wurden nach und nach eingestellt. Heute wird der Bahnhof Suhl im Reiseverkehr lediglich noch mit Regionalexpresszügen von Erfurt nach Schweinfurt, sowie den Regio-Shuttles der Südthüringenbahn mit Laufweg Erfurt - Meiningen bedient.

Im Güterverkehr spielen Strecke und Bahnhof heute garkeine Rolle mehr. Der Anschlußbahnhof Suhl-Heinrichs wurde schon vor Jahren stillgelegt und mit den zurzeit laufenden Umbauarbeiten für den Neigetechnik - Betrieb werden auch die verbliebenen Güterverkehrsanlagen in Suhl zurückgebaut. Ebenfalls vom Rückbau betroffen ist die Verbindung zur Strecke in Richtung Schleusingen. Hier wurde bereits 1997 der Betrieb eingestellt.

Doch scheint die DB AG die Hoffnung auf eine Wiederbelebung im Güterverkehr nicht ganz augegeben zu haben, denn bei dem angesprochenen Streckenausbau für den Neitech - Verkehr wird die Achslast so gewählt, dass auch schwere Güterzüge verkehren können.

Im Reiseverkehr bringt die für 2008 vorgesehene Einführung des sogenannten "bogenschnellen Fahrens" auf der Gesamtstrecke erhebliche Fahrzeitgewinne.

Die derzeit noch im Bahnhof Suhl eingesetzten Eisenbahner sehen diesem Termin allerdings unter einem anderen Gesichtspunkt. Wird doch auch ihr Arbeitsplatz ab diesem Zeitpunkt entbehrlich, da der Betrieb der Strecke von einem in Arnstadt befindlichen Zentralstellwerk gesteuert wird.

Text: Manfred Schultz


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Bereits zur Zeit der Königlich Preußischen Staatseisenbahn (KPEV) besaß Suhl ein eigenesBahnbetriebswerk. Für die Strecke Schleusingen, sowie für Schubdienste auf der Hauptbahn waren bis ca 1950 Loks der BR 95 (links zu sehen) in Suhl beheimatet.


Das erste Empfangsgebäude des Bahnhofes Suhl war ein ein schmuckloser, eingeschossiger Flachbau. Das heutige Empfangsgebäude wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet, und später mehrfach erweitert


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Lokomotiven der BR 44 bestimmten viele Jahre das Bild im Güterverkehr. Im Rahmen einer "Plandampfveranstaltung" am 09.10.1993 wartet 44 1093 in Suhl mit einer besonderen Fracht auf Ausfahrt in Richtung Meiningen. Die auf dem 1.Wagen zu sehende Schmalspurlok soll zur Reparatur ins dortige Raw.


Als im September 1984 das 100-jährige Streckenjubiläum Plaue - Grimmenthal gefeiert wurde, kehrte im Rahmen einer Fahrzeugausstellung mit der BR 62 015 eine Lok jener Baureihe nach Suhl zurück, die in der Vor- und Nachkriegszeit dominierend vor Personenezügen im Einsatz war.


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Für den Güterumschlag verfügte der Bahnhof Suhl über mehrere Portalkräne, sowie eine große Güterhalle. Die Kräne sind heute abgebaut. Die Güterhalle wird von einer Spedition genutzt ("natürlich" ohne Gleisanbindung).


Im Jahr 1998 wurden die Reiseverkehrsanlagen im Bahnhof Suhl komplett umgebaut. Damit ging eine Reduzierung der Gleisanlagen, vor allem im Bereich der Güterhalle. Genau zu dieser Zeit hatte 94 1538 nach der Aufarbeitung ihre Probefahrten.


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Am 09.Juni 2001 hieß es Abschied nehmen von lokbespannten Zügen im Reiseverkehr. Zum letzten Mal kamen Loks der BR 229 und 232 zum Einsatz. Seitdem bestimmen die Triebwagen der STB und von DB Regio das Bild


Neben dem Abbau der "Simsongleise" gab es in letzter Zeit weitere erhebliche Veränderungen im Umfeld des Bahnhofes Suhl-Heinrichs. Wo im Hintergrund die beiden Schornsteine des ehemaligen Kraftwerkes zu sehen sind, kreuzt heute die Autobahn das Tal. Das Bahnhofsgebäude wurde verkauft, und erst in den letzten Monaten wurde das Bahnsteigdach abgerissen. Der neue Bahnsteig (ohne Dach) wird zurzeit auf der im Bild rechten Seite des Gleises errichtet.


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Dies ist nun ein Blick aus der Richtung des Bahnhofes Suhl-Heinrichs. Hier sind die Änderungen sehr gravierend. Das Gleis rechts neben dem Streckengleis ist noch das Simsonanschlußgleis. Das gesamte sichtbare Terrain wird heute von einem Autohaus, einer Tankstelle genutzt. Die Einfamilienhäuser im Hintergrund sind einem Supermarkt gewichen.


Im Februar 1995 war man gerade mit dem Abbau der Übergabegleisanlage in Heinrichs beschäftigt.(siehe Transporter neben der Lok) Das gebäude im Hintergrund ist bereits der Supermarkt.


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Im Gegensatz zum Bf Rohr, der 2008 geschlossen wird, bleibt Dietzhausen als Bahnhof erhalten. Auf der Fahrt von Schweinfurt nach Erfurt passiert am 21.06.1999 ein mit der BR 229 bespannter Regionalexpress Dietzhausen. Eigenartig dabei die eingesetzten unterschiedlichen Wagentypen.


Die Nebenbahn nach Schleusingen ist durch die starke Steigung zum Friedberg gekennzeichnet. Im Februar 1997, drei Monate vor der Betriebseistellung, hat eine Lok der BR228 (ex DR V180) auf Bergfahrt mit einem "Kurzzug" gerade den Haltepunkt Suhl-Neundorf passiert.


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Das Stellwerk "Sm" (Suhl-Mitte) ist der Sitz des Fahrdienstleiters im Bahnhof Suhl. Am 25.06.1999 passiert ein Güterzug auf der Fahrt von Bad Salzungen nach Erfurt das Stellwerk.


Das Stellwerk "Sw" ist für die Bedienung der Signale und Weichen an der Ausfahrt Richtung Dietzhausen zuständig. So lange das Bahnbetriebswerk noch genutzt wurde, war der hier eingesetzte Wärter auch für die Fahrten vom und zum Lokschuppen zuständig.